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Mit dem Taxi nach Hammamet

In diesem Blog fahre ich ans Mittelmeer, nach Hammemet, wo es eine sehr schöne Altstadt gibt und beschreibe, warum Taxis auch von Stadt zu Stadt Taxis das gebräuchlichste und günstigste Verkehrsmittel sind – denn Züge und Busse fahren in Tunesien eher selten. Und warum Müll und Stau die offensichtlichsten Probleme im öffentlichen Raum sind.

Weiß-rote Taxis – alt, schnell, preiswert

Von Stadt zu Stadt fahren in Tunesien Kleinbusse. Sie sind das am weitesten verbreitete Verkehrsmittel; ob sie auch am beliebtesten sind, kann ich nicht sagen – definitiv sind sie aber am günstigsten. Diese Charter-Taxis heißen „Louage“. Jede Stadt hat ihre „Louage“-Bahnhöfe, die jede/r Einheimische kennt. In Tunis gibt es drei davon: für Reisen in den Norden, für Reisen in den Süden und für Reisen in die Region östlich und südöstlich von Tunis. Dieses Taxi-System mit Kleinbussen ist in Europa unbekannt. Meist handelt es sich um ältere Modelle von Mitsubishi oder Renault, weiß mit roten Streifen, Dieselmodelle, denen man ihr Alter ansieht. Jeder Kleinbus hat 8 Passagierplätze und einen Fahrer. Meist zahlt man nur wenige Dinar pro Strecke. In Tunis stehen Dutzende Louages an den Bahnhöfen, es sind große Umschlagplätze; in kleineren Städten können auch nur ein oder zwei Kleinbusse an den Bahnhöfen stehen. Man muss darum genau wissen, wo diese Taxi-Bahnhöfe sind oder die Einheimischen fragen.

Die Ausrufer auf dem Taxi-Markt in Tunis

Um zum Louage-Bahnhof zu kommen, nehmen in Tunis die meisten, natürlich, ein normales mangogelbes innerstädtisches Taxi. Da ich heute nach Hammamet fahren will, winke auch ich auf der Straße eines raus, das mich zum Louage-Bahnhof bringt (8 Dinar). Zum Glück bekommt man am Wochenende sofort ein Taxi; unter der Woche im Berufsverkehr muss man oft lange warten. Am Louage-Bahnhofte steht unter überdachten Parkplätzen eine ganze Masse schmutziges Blech; Stoßstange an Stoßstange drängeln sich alte und abgenutzte, aber fahrtüchtige Dieselbusse. Schildern mit den Zielstädten hängen über den Bussen; man kann aber auch die Fahrer fragen, wohin sie fahren. Oder seinem Ohr folgen, denn oft rufen sie, wie Markthändler, die frisches Obst anpreisen, in einem minutenlangen Singsang den Zielort aus: „Hammemet, Hammamet, Hammamet“ oder „Nabeul, Nabeul, Nabeul“. Wer blind ist oder Analphabet (Tunesien hat gleichwohl einer der höchsten Alphabetisierungsraten Afrikas) oder das System nicht kennt – der findet so recht leicht sein Fortbewegungsmittel.

Mit 8 Passagieren

Die Louage-Fahrer haben keinen Fahrplan; sie warten einfach bis alle 8 Plätze ihres Busses belegt sind und kassieren den – staatlich festgelegten und sehr günstigen – Fahrpreis. Danach brettern sie in rasanter Fahrt über die gut ausgebaute Autobahn zum Ziel. Einen kurzen Stopp gibt es nur an den Mautstellen. In meiner Louage waren nur Einzelreisende, vier Frauen, vier Männer unterschiedlichen Alters. Einige nehmen kleine Koffer, Rucksäcke oder Plastiktüten mit, die sie im Kofferraum oder zwischen den Beinen verstauen. Außer diesem Gepäck reisen manche mit, andere ohne Maske. Sobald die Zielstadt erreicht ist, geben einige Reisende dem Fahrer ein Zeichen, um etwas früher aussteigen zu können. Eine Stunde mit dem Sammeltaxi über Land sind günstiger als 15 Minuten Taxifahrt in der Stadt.

Hammamet, Altstadt

Vom Louage-Bahnhof in Hammamet sind es 10 Minuten zu Fuß zur direkt am Mittelmeer gelegenen Altstadt. Sie ist von einer schönen Mauer umrahmt. Neben der Altstadt ist ein großer Friedhof; dahinter eine schöne Seepromenade; in ihr traumverloren und schattig.

Medina von Hammamet

In der verwinkelt gebauten Altstadt (Medina) begegne ich oft keinem Menschen; dafür vielen schönen Türen und einigen streunenden Katzen. Viele Straßen liegen ruhig zwischen Sonnen- und Schattenflecken. Denn die Medina von Hammamet ist offen; nicht überbaut wie die von Tunis. Auch leben hier Menschen und nicht nur Händler, was dem Ort ein ganz anderes Ambiente gibt – stille Wohngässchen folgen auf kleine Souks, in denen man etwas kaufen kann. Am stadtwärts gelegenen Eingang thront die Moschee, als Mittelpunkt der Altstadt.

Müll und Stau

Manchmal kann man auch einen Blick in die schön bebauten Innenhöfe werfen. Helles Blau, dunkles Blau und weiß in allen Schattierungen sind die Farben, die in der Medina dominieren. Oft bleibt das Auge an den farbenfrohen Haustüren hängen, deren Muster ich schon aus Tunis kenne.

Die Muster auf den farbigen Türen sind aus schwarzen Metallnoppen geformt. Man findet sie an Haus- und Garagentüren in der Altstadt. Dieses schöne Vielerlei an Formen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die tunesische Städten überall hässliche Flecken haben, die jedem sofort ins Auge springen. Diese hässlichen Flecken heißen Müll und Stau. Zu viele Autos verkeilen sich auf den innerstädtischen Straßen, weil gut funktionierende öffentliche Verkehrsmittel wie Busse oder Straßenbahnen an allen Ecken und Enden fehlen. Der öffentliche Raum ist wenig geplant und geordnet. Er wird von den meisten einfach bebaut, benutzt oder verdreckt. Kein Stück Straße, Strand oder Wiese, das nicht von diesem menschlichen Missbrauch betroffen ist. Ein Philosoph hat für den ‚Müll‘ folgende Definition gefunden: Materie am falschen Ort. Hier gibt es auf jeder Straße und auf jedem Fleckchen Landschaft zu viel Materie am falschen Ort.

Wohin mich meine Reise das nächste Mal führt, weiß ich noch nicht. Es wird sicher wieder eine Stadt sein – vielleicht Sousse oder Nabeul; vielleicht Bizerte oder Kelibia.

Wenn ihr Fragen, Anmerkungen oder Themenvorschläge habt, schreibt sie in den Kommentar-Bereich oder sendet eine E-Mail an:

mail@tunesischesseepferdchen

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